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Vereinsnachrichten
Mitgliederversammlung
und Fachtagung
2025/2026
Wir wir bereits berichtet haben, musste unsere
Mitgliederversammlung und Fachtagung 2025, ursprüglich geplant für den
17. bis 19. Oktober, leider ausfallen.
Wir haben daher unser nun angezeigtes „Zweijahreskolloquium“ in das Frühjahr
2026 verlegt und datiert vom
10. bis 12. April 2026.
Unsere
grundsätzlichen Veranstaltungsschwerpunkte zu den Vorträgen und
Exkursionen – wiederum im „Eifel- und Neffelgau“
– werden sich auch diesmal um das komplexe Themenfeld „Niflungen
„und“
Nibelungen“ drehen.
Möchten auch Sie auf unserer Fachtagung 2025/2026 im Bad
Münstereifeler Haus des
Jugendrotkreuzes vortragen? Zu Voranfragen und Voranmeldungen,
ggf. auch Ihrem Konzeptrahmen, stehen Ihnen unsere Tagungskoordinatoren
Edo Oostebrink,
Karl
Weinand und Rolf
Badenhausen gerne zur Verfügung.
Bad Münstereifel
Das Programm unserer
Fachtagung vom 11. bis 12. April 2026
wird mit dem Erscheinen des BERNER 105 – voraussichtlich am 15.02.2026
– feststehen und natürlich auch auf dieser Netzseite zu lesen sein.
„Zur Dialektik: Neffelgau“
Die ca. 10 km westlich von Burg Virnich (vgl. „Vernica“
in der Sage) entspringende Neffel haben der Historiker Franz
Joseph Mone und nach ihm
Heinz Ritter-Schaumburg mit der Herkunft und Region der „Nefflungen“ als die altnordisch
bezeichneten „Niflungen“ in Verbindung gebracht. Auf der
Tranchot-Müffling-Karte
(1803–1820) findet sich die Neffel als flumen (= Fluss oder „Strom“)
vermerkt.
Für die Kernregion des von Ritter-Schaumburg
formulierten „Neffelgaus“
spricht somit der pagus Tulpiacensis,
der mittelalterliche Zülpichgau.
Mone schreibt:
„Aus
der Wortbedeutung erklärt sich leicht, warum der Name auch für Flüße
gebraucht wurde. Der Neffelbach entspringt bei Glein (Mone meint wahrscheinlich
den damaligen Gutshofnamen gelegen „In der Ba[a]de Nr. 1“), geht an Zülpich
und Guntersdorf (jetzt Junkersdorf) vorbei und fällt bei Kersten in die Erft und mit dieser
bei Neuss in den Rhein. Der
Zusammenhang mit der Sage läßt sich hier schwerlich ableugnen. In die
Erft geht auch die Gile, der Gilbach, die bei dem Dorfe Gil entspringt. Sie heißt alt Gilibech und darnach der Gau Giliovi pagus.“ (Untersuchungen zur Geschichte der
deutschen Heldensage, 1836, S. 30)
Man vergleiche dazu aber auch den Namen des mhd.
überlieferten Nibelungenvaters Gibich
(vgl. lat. Gibica) mit dem aus den
Heldenliedern der nordischen EDDA
gleichgesetzten Gjúki, der dem Gifica des in Altenglisch verfassten
Heldengedichts Widsith
entsprechen soll. Nur wenig vor der Entstehungszeit der Waltharius-Dichtung findet sich ihr fränkischer Gibicho in die früheste verfügbare
Abschrift (9. Jahrhundert) der Lex
Burgundionum hineingeschrieben, eine bis ins 5. Jahrhundert
zurückreichende Gesetzessammlung mit Ergänzungen (Liber Constitutionum).
Heinz Ritter-Schaumburg, der in seinen
Veröffentlichungen an keiner Stelle auf Mone hinweist, schreibt zur
Herkunft und Namengebung der Niflungendynastie:
„Es
läßt sich annehmen, daß die Niflungen, die in der altschwedischen
Handschrift »Nifflunge, Nyfflunge, Nyfflinge, Nöfflinge, Nafflinge«
heißen, von dieser NEFFEL ihren Namen erhalten haben, so wie bei
Tacitus die Ampsivarier von der Ems, die Huntuarier von der Hunte ihren
Namen hatten. »Nifflungaland = Nifflun-ga-land =
NEFFEL-GAU-LAND«“. (Die Nibelungen zogen nordwärts, S.
98)
Ein externer Beitrag über „Neffel und Niflungen“, hier bis 20.11.2025
mit einem Link zu einer ‚facebook‘-Seite, wurde wegen ihrer zu kurz bemessenden Lesezeitvorgabe für Nichtmitglieder entfernt.
rb)
▲
Zur
Königsgenealogie
der fränkischen
Nibelungen:
Eine kaum beachtete Revision nach
Ritter-Schaumburg
Auf seine Nachbewertung dieses Herrschergeschlechts
hat unser ehemaliges Vereinsmitglied W. Rass schon im achten BERNER-Heft
(August 2002) mit einem 3-seitigen Beitrag aufmerksam gemacht. Wie sich
unschwer aus seinen Recherchen folgern lässt, dürfte dieser Nachtrag von
Ritter jedoch nur einer Minderheit von allen (!) Leserinnen und Lesern seiner
meistverkauften Monografie Die
Nibelungen zogen nordwärts vorgelegen haben.
Über die relativzeitliche Zuordnung von Gis(e)lher
schreibt Ritter in der vom Herbig-Verlag herausgebrachten
Hardcoverausgabe (1981 bis 1983) sowie in allen vom Reichl-Verlag
gedruckten Taschenbuchausgaben unter Anmerkung 91:
In Sv [ gemeint ist die
altschwedische „Didrikskrönikan“ ] sagt Gislher, er sei,
als Sigfrid erschlagen wurde, ein Jahr alt gewesen.
In den übrigen Handschriften steht fünf
Jahre.1▼
Der Unterschied könnte aus der Verwechslung eines Abschreibers
entstanden sein, der statt V eine I las. Der Satz dieser Hss: „und ich lag im
Bett meiner Mutter (mit ihr)“ fehlt der Sv. Wenn wir rechnen, daß Grimhild zwei
Jahre nach Sigfrids Tod zum zweitenmal heiratete, dann wäre Gislher zur
Zeit dieser Heirat 3 Jahre alt gewesen und in Soest 10. Das ist sicher
zu wenig. War Gislher bei der Hochzeit 7 Jahre alt, dann wäre er in
Soest 14 gewesen. Das wäre wohl das Alter, das zu allen Angaben am
besten passen würde.
Mit seiner letztgenannten Altersangabe für Gislhers Teilnahme am Niflungenzug hatte Ritter die Altersdatierung der
ihm sonst chronistisch verlässlicher erscheinenden „Didrikskrönikan“ gegenüber der
altisländischen Angabe verworfen. Doch hierzu sollten leserkritische Reaktionen wohl
nicht ausbleiben. Schließlich sorgte er nur wenig später für dieses Addendum, das der
Reichl-Verlag leider nur in den von 1983 bis 1987 gedruckten Taschenbüchern
veröffentlichte. Worin es heißt:
Gislher wurde in der Ths als Bruder
König Gunters bezeichnet. Aber der Altersunterschied
zwischen beiden beträgt ungefähr 40 Jahre. Als
Gislher geboren wird, ist Gunter längst König und sein Vater, König
Aldrian, längst tot. Es
ist also wahrscheinlich, daß Gislher Gunters
Sohn ist, nicht sein Bruder. Darauf würde auch die Bezeichnung
„Jungherr“ deuten“. Auf diese Wahrscheinlichkeit wurde ich durch Herrn
Freerk Haye Hamkens/Flensburg aufmerksam gemacht, und ich möchte ihm
zustimmen.
Ritters Neubewertung macht also
Gislhers Auftritt in
Susat so gut wie unwahrscheinlich.
Sie ist damit von erheblichem Stellenwert auch für unsere Forschungen. Schon
deswegen, weil die älteren Überlieferungen der
Helden-EDDA nur zwei weitere
Brüder von Gunnar (vgl. Gunt[h]er) kennen,
nämlich Hǫgni und Guttorm/Gothorm, Sigurðs Mörder. Letzteren
haben Teile der Forschung als literarische Reflektorfigur für Gernoz in der Saga angeregt, der
aber gleichzeitig mit Sigurð starb und daher nicht am Niflungenzug nach
Atlis Susat beteiligt sein konnte, –
was ja auch für seinen von Ritter erkannten „Neffen“
Gis(e)lher2▼gilt.
Noch eine weitere Ergänzung von Ritter betrifft
die merowingerzeitliche Bronzene
Zierscheibe aus dem Soester „Fürstin- oder Königingrab“ — wie als
Umzeichnung abgebildet auf seiner Übersetzungsausgabe der altschwedischen
„Didriks-Chronik“.
Trotz allem Vorbehalt
(wie er in Anmerkung 107 selbst angibt) hat er versucht, aus der geometrischen
Anordnung jener 18 Rundpunzen auf dieser achtstegigen Scheibe
(ø 7,3–7,5 cm, d ~ 0,2 cm) eine
familiengenealogisch hinterlegte Vergangenheit der im Frauengrab 106
bestatteten Fürstin herauszulesen – der für ihn „niflungischen Königin
Grimhild“. Sein Entschlüsselungsexperiment kann im Originaltext bei W. Rass im BERNER 8 (S. 42–44) nachgelesen
werden, der Ritters Ergänzungen für alle Hardcover-Bücher und
betroffenen Taschenbuchausgaben nachreicht.
——————————————
1
Ritter anhand c. 336 („Sv“) und Mb 390 (Ths); vgl. auch c. 302–307 mit Mb 359–363.
In grundsätzlicher
Übereinstimmung (z.B.) mit Hans Friese, Waldemar Haupt, Hans-Jürgen Hube
(et al.) folgerte Ritter bereits aus Hildebrands Altersangaben
„Saga-Jahre“
= „Anzahl . Winter + Anzahl . Sommer (= „Winter“).
Somit lediglich 1–2 Jahre Unterschied zur Angabe in der von Ritter
sonst vorzugsweise bewerteten „Sv“. Die Zeit zwischen Sigfrids Tod und ‚Attilas‘ Heirat schätzt Ritter auf 2 Jahre – wohl mehr als genug für
einen Sigfrids legendären Goldschatz begehrenden König im ostrheinischen Nachbarreich. Folgend sollen „7 Saga-Jahre“ bzw. „Winter“ bis zum Niflungenzug nach
Susat vergangen sein.
Für einen somit ca. 6- bis höchstens 10-jährigen Jungen lässt
sich Gis(e)lher jedoch nicht
für die harten Susater Zweikämpfe
voraussetzen.
Sowohl aus dem Nibelungenlied als auch der Saga geht er als lediglich
amplifizierende Fiktionsfigur für Gunther und Hagen hervor.
▲
2
Noch dazu auch Ritters wichtige Angabe in seiner deutschen Übersetzung,
dass die altschwedische „Didrikskrönikan“ für
Gislher
ausnahmslos – wie folglich surrogativ – „Gyntar“, „Gynther“ und
„Gynter“ setzt (→ S. 365).
Zu weiteren Gestaltenidentifikationen sein nicht minder wichtiger Hinweis
anhand der Helden-EDDA
(→ S. 386), dass auch in der isl. Handschrift A der
Thidrekssaga „statt Grimhild der Name
Gudrun gebraucht wird, statt Oda der Name Grimhild“.
Zu den damit verbundenen Motiv- und Rollenwandlungen auch erste
Aufgriffe im aktuellen BERNER 104.
▲
rb)
Der
neue BERNER Heft 104 – DER BERNER digital
von
Rolf Badenhausen und Karl Weinand (Co-Redakteur)
ist am 15.11.2025 erschienen.
EinBlick
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